Studienkurs
Der jährlich am Warburg-Haus stattfindende Studienkurs, der gemeinsam vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg und der Aby-Warburg-Stiftung veranstaltet wird, bietet ein Forum für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Wechselnde Themenschwerpunkte geben dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Möglichkeit, eigene Forschungsschwerpunkte zu entwickeln oder zu vertiefen sowie Netzwerke auch für künftige wissenschaftliche Interessen zu bilden. Der Kurs richtet sich an fortgeschrittene Studierende, Masterabsolvenden sowie Promovierende.
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29.9. – 3.10.2019
Imaginarien der Kraft: Kunst, Literatur, Wissenschaft
Leitung: Prof. Dr. Cornelia Zumbusch und Prof. Dr. Frank Fehrenbach, Universität Hamburg
Sowohl aus historischer als auch aktueller Perspektive ist der Begriff »Kraft« mit unterschiedlichsten Konzepten und Vorstellungen verknüpft: dynamis, energeia, vis, virtus, potentia, impetus, (Ein-)Bildungskraft, Lebenskraft, Triebkraft, Überzeugungskraft, (über-)natürliche Kräfte oder psychische Energie sind nur einige prominente Namen der Kräfte, die sowohl in wissenschaftlichen als auch populären Zusammenhängen bemüht wurden und dort nach wie vor virulent werden. Dabei sind polare Vorstellungen von Bewegung und Stillstand, Nähe und Distanz, Aktion und Reaktion, Reiz und Wirkung, Affekt und Kontrolle bei weitem nicht die einzige Form der Annäherung, mithilfe derer man die Kräfte seit der Antike in und jenseits der Disziplinen reflexiv in den (Be-)Griff zu bekommen versucht. Auch in den Künsten und der ästhetischen Theorie nehmen Kraft-Vorstellungen einen zentralen Stellenwert ein. Folgt man beispielsweise Christoph Menke, bildet die Kraft das Fundament einer anthropologischen Ästhetik, die sowohl die ›Natur‹ des Menschen und dessen subjektives (Ausdrucks-)Vermögen als auch dessen künstlerisches Schaffen im Sinne eines ›Spiels dunkler Kräfte‹ auslotet. Über die Art und Weise, wie der Begriff und eine programmatische Ästhetik der Kraft geschichtlich entfaltet und in konkrete literarische und künstlerische Formen übersetzt wird, ist damit allerdings noch wenig gesagt.
Der Studienkurs widmet sich daher zum einen den verschiedenen Kraft-Vorstellungen, die sich in den Künsten, der Literatur und anderen Wissensfeldern beobachten lassen. Reflektiert werden soll in diesem Zuge insbesondere deren Verhältnis zu naturphilosophischen bzw. naturwissenschaftlichen Kräftelehren in ihren jeweiligen historischen Ausprägungen. Auf der Suche nach Verbindungslinien und Bruchstellen unterschiedlicher Vorstellungs- und Denkmuster in Wissenschaften und Künsten stehen dabei beispielsweise Modelle von Steuerung und Lenkung, Verschwendung und Balance, Freisetzung und Einhegung zur Debatte. Zum anderen beschäftigt sich der Studienkurs mit der künstlerischen und literarischen Darstellung der Kraft, die als solche eben nur anhand ihrer Effekte sinnlich wahrnehmbar zu werden vermag. Ausgehend davon soll auch der Frage nachgegangen werden, wie das Spannungsverhältnis zwischen dargestellter Kraft und Kraft der Darstellung zu bewerten ist. Wie werden Kräfte medial inszeniert, in welchen Formen und Farben werden sie zur Geltung gebracht und welche Affekte und Effekte erscheinen im Rahmen ihrer Produktion und Rezeption als maßgeblich?
Organisiert wird der Studienkurs, der vom 29.9. bis zum 3.10.2019 im Warburg-Haus stattfindet, von der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« (Universität Hamburg). Im Studienkurs sollen neben gemeinsamen Bild-, Text- und Objektanalysen vor allem die Arbeiten der Teilnehmer*innen im Vordergrund stehen. Dementsprechend werden Projektpräsentationen von gemeinsamen Diskussionseinheiten im Plenum komplementiert und durch eine Keynote sowie eine Exkursion abgerundet.
Der Studienkurs richtet sich vornehmlich an fortgeschrittene MA-Studierende und Promovierende der Kunstgeschichte, Literatur- und Kulturwissenschaften sowie der Wissen(schaft)sgeschichte, deren Forschung an die oben formulierten Interessensgebiete und Fragestellungen zum Begriffs- und Darstellungsspektrum der Kraft anschließt. Die Arbeitssprache ist Deutsch, die Projektpräsentationen können im Einzelfall aber auch in englischer Sprache erfolgen.
Bewerbungen mit Projektskizze (max. 1½ DIN A4-Seiten) sowie Angaben zum wissenschaftlichen Lebenslauf sollten bis zum 20.5.2019 an imaginarien.der.kraft@uni-hamburg.de erfolgen. Fahrt- und Aufenthaltskosten können aller Voraussicht nach übernommen werden.
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24.9. — 28.9.2018
Medialität des Sakralen. Bilder und Vermittlungsstrategien des Heiligen in Mittelalter und früher Neuzeit
Leitung: Prof. Dr. Peter Schmidt und Lena Marschall, M.A., Universität Hamburg
Wird die Welt in getrennten Sphären von Diesseits und Jenseits, von Göttlichem und Kreatürlichem gedacht, bedarf es Strukturen der Vermittlung. Medialität ist deshalb in den letzten Jahren von den Kulturwissenschaften und der Theologie als zentraler Aspekt des Christentums herausgearbeitet worden. Christus und die Heiligen sind Medien im Sinne der Vermittlungsstrukturen zwischen der Menschheit und Gott. Das Heilige kann in seiner sinnlich wahrnehmbaren Konkretisierung – etwa in Form heiliger Orte, Objekte, Reliquien etc. – zum Medium werden. Gleichzeitig bedarf das Heilige selbst der Vermittlung: Denn der Mensch ist, wie etwa Gregor des Großen es formuliert, durch den Sündenfall so stumpf geworden, dass er das Göttliche nur über Hilfsmittel wie die sinnliche Vorstellung erkennen kann.
Hier kommt das Bild ins Spiel. Über die Präsenz des Heiligen in oder gleichsam hinter den Bildern ist in der Kunstwissenschaft viel gesprochen worden; über die medialen Funktionen von Bildern in Hinblick auf das Heilige noch nicht genug. Das ist nun Ziel des diesjährigen Studienkurses des Warburg-Hauses. Denkbare Aspekte sind:
– Bilder vervielfältigen / verbreiten Heiliges
– neue Bildmedien vermitteln Heiliges
– Bilder und heilige Orte / heilige Objekte
– die Körper der Heiligen – unsichtbar, sichtbar
– die Sakramente (als media salutis) und das Medium des Bildes
– Bilder thematisieren Vermittlungsprozesse zwischen dem Menschlichen und Göttlichen
– Reformationen der Vermittlungsfunktion von BildernDiese Punkte sind nur als Anregungen und Vorschläge zu verstehen.
Erwünscht sind Bewerbungen von fortgeschrittenen Studierenden oder AbsolventInnen der Kunstgeschichte oder eines einschlägigen Bereichs der Kulturwissenschaften, die im weit gefassten thematischen Feld des Studienkurses eine Master- oder Doktorarbeit begonnen oder kürzlich abgeschlossen haben. Fortgeschrittene Studierende im Haupt- bzw. Masterstudium, die ein entsprechendes konkretes Interesse verfolgen, sind eingeladen, sich zu bewerben. Die TeilnehmerInnen stellen in einem 30-minütigen Beitrag ihr Forschungsthema oder einen einschlägigen Aspekt vor. Intensive Diskussion und Austausch über diese Beiträge, über ausgewählte Aspekte des Rahmenthemas und einschlägige Texte soll im Mittelpunkt stehen. Teil des Kurses ist eine eintägige Exkursion. Diskussionssprache des Studienkurses ist Deutsch, Nicht-MuttersprachlerInnen können ihre eigenen Beiträge jedoch auch in Englisch vortragen.
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9. — 12.10.2017
Forming Collectives. Strategien moderner und zeitgenössischer Kunst
Leitung: Prof. Dr. Petra Lange-Berndt und Isabelle Lindermann, M.A.
Seit dem 19. Jahrhundert experimentiert eine Vielzahl von Künstler*innen mit Formen kollektiver Arbeit, dem Wohnen in Kolonien und Kommunen oder aktivistischen Praktiken in Verbünden. In einer post-kommunistischen Welt werden solche Projekte erneut aufgegriffen. In diesem Studienkurs möchten wir daher fragen: Inwiefern ist es heute relevant, mit einer kollektiven Stimme zu sprechen? Unter welchen Bedingungen ist es notwendig, sich in kollaborativen Strukturen zu organisieren, welche Dynamiken entstehen? Was heißt es, gemeinsam auf einer Plattform zu sprechen, sich als Gruppe, Kooperative, Kommune, Netzwerk, Sekte, Horde, Rudel oder Schwarm zu versammeln? Und mit welchen Strategien setzten sich Künstler*innen für Veränderungen ein oder schlagen alternative Lebenskonzepte vor?
Kollektive Aktionen sind eng mit einer Kritik am „neuen Geist des Kapitalismus“ (Boltanski / Chiapello) sowie den gegenwärtigen Krisen verbunden. Durch die Verbindung von Kunst und Aktivismus lassen sich in diesem Testfeld soziale Beziehungen – und ihre Konsequenzen in alltäglichen Kontexten – exemplarisch untersuchen (Bourriaud / Bishop). Teilweise stärken diese Prozesse jene 3 Institutionen, die diese Events kontrollieren und symbolisches Kapital in Form von Aufmerksamkeit akkumulieren. Gleichzeitig sind künstlerische Strategien auszumachen, die auf produktive Weise die Frage stellen, ob und wie den digitalen Netzwerken der postfordistischen Gesellschaft oder dem neoliberalen Konzept der Ikea Familie entkommen und wie diese Strukturen umgenutzt werden können. Daher wollen wir uns ebenfalls versammeln und die historischen wie gegenwärtigen Bedeutungen diskutieren, die sich mit kollektiven und kollaborativen künstlerischen Strategien verknüpfen. Ist ein Nachleben der utopischen Konzepte der frühen Avantgarden zu verzeichnen? Wie wurden sie dem aktuellen Kapitalismus angepasst, beziehungsweise wie hat er sich diese Konzepte einverleibt? Welche vielhändigen Praktiken sind auszumachen, wie genau können die Arbeitsprozesse beschrieben werden? Welche Rollen, welche Positionen, nehmen die Körper jener ein, die sich in kollektiven Verbünden versammeln und über welches kritische Potential verfügen sie (Butler)? Wie ist der psychologische Aspekt des Mit-Seins und damit der Prozess des Entstehens einer Gemeinschaft zu beschreiben (Nancy)? Ist es möglich, Kollektive zu bilden, die als Pluralität funktionieren aber in denen das „Wir“ nicht als Totalität agiert? Sind Kollektive überhaupt für eine Machtkritik im erweiterten Feld der Künste geeignet? Und was bedeutet dies für die Praktiken der Kunst und der Kunstgeschichte?
Der Workshop richtet sich an Doktorand*innen, Postdocs und angehende Forscher*innen, die ihre aktuellen – akademischen und / oder künstlerischen – Projekte diskutieren möchten. Der Studienkurs wird im Warburg-Haus Hamburg auf Deutsch und Englisch stattfinden.
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19.9. — 24.9.2015
Networking Europe: Kunst- und Kulturgeschichte des Hanseraums
Leitung: Prof. Dr. Barbara Welzel (Dortmund) und Prof. Dr. Iris Wenderholm (Hamburg)
Die Hanse als wirtschaftliches und kommunikatives Netzwerk Europas ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blick geraten: in historischer Perspektive, aber auch als Organisationsform, die in aktuellen Netzwerken gespiegelt wird – nicht zuletzt im heutigen Städtebund „Die Hanse“. In Denkfabriken und bei Beiträgen auf dem Wirtschaftsforum in Davos ist die Hanse ebenfalls eine wichtige Referenz. Zugleich weist der Europarat in seinem Programm der „Cultural Routes“ der Hanse eine hervorgehobene Stellung zu; anerkanntermaßen ist sie ein Erinnerungsort Europas.
Die Erforschung der Hanse war lange geprägt durch nationale oder – gerade in der deutschsprachigen Forschung – nationalistische Vereinnahmung. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Teilung Europas zu einer Fragmentierung der Forschungen zur Hanse. Als wohl wichtigstes Netzwerk für Kommunikationen und Güterverkehr des nördlichen Europa gelangt es erst allmählich wieder in seiner übergreifenden Bedeutung in den Blick der Forschung. Als besondere Herausforderung muss es dabei gelten, neue Netzwerke der Forschung zu etablieren, die ganz konkret die Vielfalt der verschiedenen Orte der Hanse spiegeln, die die wissenschaftsgeschichtlichen Grenzen nationaler Kulturgeschichtsschreibung überwinden und die gemeinsam neue Narrative entwickeln.
Der Studienkurs begann zunächst in Lübeck mit dem gemeinsamen Besuch der Ausstellung „Lübeck 1500. Kunstmetropole im Ostseeraum“ (19.09.15–10.01.16) und wurde im Warburg-Haus fortgesetzt, um die Forschungsarbeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu diskutieren und einen konkreten Austausch mit (weiteren) ausgewiesenen Experten der Hanseforschung zu ermöglichen.
Die fünftägige Veranstaltung versteht sich als Plattform, um ein zukunftsweisendes Netzwerk für interdisziplinäre Hanseforschung mit besonderem Fokus auf der Kunstgeschichte zu entwickeln.
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22.9. — 27.9.2014
Tierbilder Animalische Kräfte in der Kunst
Leitung: Prof. Dr. Frank Fehrenbach und Maurice Saß M.A.
Spätestens seit die Hufe von Pegasus die Quelle des Helikons aufschlug wurde das menschliche Kunstschaffen im Vergleich zu den Kräften, Bauten und Metamorphosen von Tieren zu verstehen versucht: Gleich dem Blick der Medusa oder des Basiliken faszinieren zu können, gleich einer Bärin seiner Schöpfung Leben einzuformen, oder gleich den Vögeln sich in die Lüfte aufzuschwingen, sind nur einige der verbreiteten Vorstellungen, in denen animalische Potenzen zu Idealbildern der Kunst erhoben wurden. Tiere und tierische Materialien fanden so nicht nur scheinbar selbstverständliche Verwendung als Borstenpinsel und Elfenbein im künstlerischen Fertigungsprozess, sondern sind immer wieder auch Orte künstlerischer Selbstvergegenwärtigung gewesen. Leonardo da Vincis Tiermonstren liefern dafür ein nicht minder beredtes Zeugnis denn Joseph Beuys Fettecken oder Edoardo Kac’ ikonisches „GFP Bunny“. – „Nachäffen“ hingegen markiert bis heute die Grenze menschlicher Kunst gegenüber inspirationsloser Nachahmung animalischer oder artifizieller Vorbilder. Im Fokus des Studienkurses stehen buchstäbliche und metaphorische Aneignungen animalischer Kräfte durch die Kunst. Der thematische Schwerpunkt des Studienkurses lag auf der Frühen Neuzeit.
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2013
Zwischenräume
Leitung: Prof. Dr. Margit Kern und Prof. Dr. Julia Gelshorn
Mit Begriffen wie „Liminalität“ (Turner) oder „Third Space“ (Bhabha) hat die kulturwissenschaftliche Forschung ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf Phänomene des Übergangs und auf „Zwischenräume“ gerichtet. Traditionell binäre Oppositionen wie etwa solche zwischen Identität und Alterität, Zentrum und Peripherie, Innen und Außen oder Subjekt und Objekt werden multilateral gedacht über eine „Figur des Dritten“, die Prozesse des Transfers und der Übersetzung bei gleichzeitiger Trennung oder Spannung beschreibt. Auch Machtgefüge werden in diesem Zusammenhang von den interstices, den Lücken, Rändern und Rissen bzw. den flexiblen, dezentrierten Konnexionen her verstanden. Die Kunstgeschichte, aber auch die Künste der Gegenwart haben sich vermehrt derartigen Phänomenen eines „Dazwischen“ identitärer, geografischer, topologischer, medialer oder kultureller Art zugewandt und damit auch die kulturwissenschaftliche Theoriebildung vorangetrieben. Im Rahmen des Studienkurses wurde diskutiert, wie Bilder aufgrund ihrer polyvalenten Struktur in diesen liminalen Räumen als Übersetzungsmedien genutzt werden und wie die Kunst selbst jene Zwischenräume besetzt, reflektiert und aushandelt. Ambiguität, Appropriation, Doppelcodierung, als Verfahren der Vermittlung, aber auch Differenzkonstruktionen und Opazität, als Behauptung von Unvereinbarkeit, spielen sowohl in transkulturellen Aushandlungsprozessen als auch in performativen Praktiken der Grenzüberschreitung eine wichtige Rolle. An Fallstudien wurden Methoden und Analyseinstrumente für die Untersuchung dieser künstlerischen Verfahren und Bildmedien erprobt und diskutiert.
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2011
Übersetzung und Rahmung. Mediale Transformationen in den Künsten
Leitung: Prof. Dr. Claudia Benthien und Prof. Dr. Gabriele Klein
Der Studienkurs setzte sich zum Ziel, Prozesse der Hervorbringung und Repräsentation von Sinn in und durch mediale Transformationen in den Künsten zu untersuchen. Hierbei stehen vor allem szenische Künste (Theater, Tanz, Performance) und Medienkunst (Videokunst, Multimedia-Installationen, Netzkunst) im Zentrum. Eine Ästhetik medialer Transformationen, wie sie hier verfolgt wurde, richtet ihren Fragehorizont einerseits auf Wahrnehmungsprozesse, andererseits auf den poetischen ‚Sinnüberschuss’, den transmediale Verfahren und künstlerische Praktiken der Mediatisierung erzeugen. Derartige Transformationen wurden mittels der Konzepte ‚Übersetzung‘ und ‚Rahmung‘ theoretisch fundiert und anhand von exemplarischen künstlerischen Arbeiten analysiert. Von Interesse waren insbesondere Wechselbeziehungen zwischen Präsenzmedien (wie Stimme und Körper), semiotischen Medien (wie Schrift, Bild, Literatur oder Tanz) und technologischen Medien (wie Film, Fotografie, Video oder Internet). Zur Beschreibung der Übergänge und Wechsel zwischen diesen unterschiedlichen medialen Ebenen kultureller Aneignung wurde die Kategorie der ‚Transsituationalität‘ erprobt.
Themenschwerpunkte
I. ÜBERSETZUNGSPROZESSE: z.B. von Präsenzmedien/Körper in Aufzeichnungsmedien; inter- und transkulturelle Übersetzungen; Praktiken der Übersetzung zwischen den Künsten.
II. RAHMUNGSPROZESSE: ästhetische Rahmungen und deren Brüche; ‚Kunstrahmen‘ als Rezeptionssteuerung; mediale Paratexte.
III. TRANSSITUATIONALITÄT UND KULTURELLE ANEIGNUNG: Fragen der Wechselbeziehung von Präsenz- und Speichermedien und den durch sie implizierten ästhetischen Wahrnehmungs- und Aneignungspraktiken.
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2010
Nachleben und Eigenleben. Antike Mythologie in der Kunst der Neuzeit
Leitung: Jun.-Prof. Dr. Iris Wenderholm und PD Dr. Michael Thimann
Die Wiederentdeckung der antiken Mythologie und die Ausbildung einer am antiken Formenschatz orientierten Bildsprache in der Renaissance ist eine der Kernerzählungen der europäischen Kunstgeschichte. Im Warburg-Studienkurs 2010 wurde entgegen dieses üblichen Modells vom „Nachleben der Antike“ das kreative Potential in das Zentrum gerückt, das die antike Mythologie in der Neuzeit entfalten konnte. In diesem Sinne wurde die moderne Transformation der Götterbilder, nicht deren antiquarische Rekonstruktion betrachtet. Weniger das Nachleben, wie es von Warburg und seinem Kreis beschrieben worden war, als das Eigenleben der Götter und mythologischen Figuren in den unterschiedlichsten Bildmedien wurde diskutiert, erweist sich die antike Mythologie doch gerade vom 15. bis 17. Jahrhundert als ein Experimentierfeld, auf dem verstärkt neue Bildsprachen und Bildkonzepte erprobt wurden. Zudem boten sich in der Naturkunde und den Wissenschaften, der politischen Repräsentation, der privaten Ikonographie und dem Portrait, der Emblematik etc. ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Funktionalisierung von mythologischen Bildern. Die Frage nach Brüchen und Kontinuitäten stand im Mittelpunkt der Beschäftigung mit exemplarischen Positionen in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.
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2009
Material-Wissen. Visuelle und taktile Experimente in Kunst und Industrie
Leitung: Prof. Dr. Susanne Küchler, Dr. Petra Lange-Berndt und Prof. Dr. Monika Wagner
Was Material im digitalen Zeitalter für die Kunstgeschichte, die Ethnologie, die Anthropologie oder die Literaturwissenschaft bedeutet, welche ideologischen Konzepte mit Gegensatzpaarungen wie Materiellem und Immateriellem, Wirklichem und Virtuellem, Ding vs. Schrift, Taktilem vs. Visuellem einhergehen, wurde im Studienkurs Material-Wissen ebenso engagiert diskutiert wie die methodischen Folgen des jeweiligen Materialverständnisses.
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2007
Wort & Bild, Texte & Bilder, Visualität im Kontext
Leitung: Prof. Dr. Charlotte Schoell-Glass
Der Studienkurs, der Arbeitsberichte der Teilnehmer sowie Vorträge auswärtiger Kollegen versammelte, setzte sich im weiteren Sinn mit Fragen des Verhältnisses auseinander, in dem Sprache / Texte und Bilder / Visualität zueinander stehen. Dabei ist davon auszugehen, dass es keine „reine“ Bildlichkeit gibt und dass beide Bereiche am jeweils anderen partizipieren; aus diesem Grund wurden Arbeiten aus einem weiten Spektrum diskutiert, insbesondere auch solche, die sich explizit auch mit Fragen der Medialität auseinandersetzen.
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2006
Transformationsprozesse des und im Urbanen
Leitung: Prof. Dr. Thomas Hengartner
In Städten verdichten und konzentrieren sich Prozesse von Veränderung in besonderem Maße oder besser: in ihnen werden soziale wie und kulturelle Entwicklungen und Dynamiken gleichsam in einem verschärften und vergrößerten Ausschnitt sichtbar. Dieser Wandel lässt sich nicht nur mit Blick auf die Veränderungen von Images, Strukturen oder von materiellen Artefakten analysieren, sondern ebenso, was die Stadt als sinnlichen Erfahrungsraum und Horizont, was Wahrnehmung und Praxen, was Verortung und die Herstellung von Lokalität, was Differenz, was Pluralisierungs- und Globalisierungsphänomene etc. anbelangt.
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2005
Vorwärts in die Vergangenheit – Das Jahr der Denkmalpflege 1975 und die Folgen
Leitung: Prof. Dr. Hermann Hipp, Prof. Dr. Klaus Jan Philipp
Das Europäische Jahr der Denkmalpflege 1975 ist ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der Architektur Mitteleuropas. Nach 1975 konnte nicht mehr so gebaut werden wie vor 1975. Die international präsentierte Wander-Ausstellung „Eine Zukunft für unsere Vergangenheit“ erreichte große Teile der Bevölkerung und forcierte ein Umdenken in Bezug auf den Umgang mit historischer Bausubstanz in den Städten und Dörfern. Dieser Paradigmenwechsel betraf vor allem den Umgang mit der Bausubstanz des 19. und 20. Jahrhunderts, die weder von der Denkmalpflege genügend berücksichtigt noch von der Öffentlichkeit in ihrer Bedeutung wahrgenommen wurden. Der Kurs untersuchte den Stand der Denkmalpflege, des Städtebaus und der Architektur im Kontext des Denkmaljahres 1975 unter den Aspekten der Kontinuität, des Wandel und der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. An den Kurs schloss ein internationales Kolloquium von Denkmalpflegern, Historikern und Architekten zum Kursthema an.