Warburg-Kolleg
Das Internationale Warburg-Kolleg widmet sich wechselnden, meist interdisziplinär angelegten Forschungsthemen. Anliegen des Kollegs ist es, über die gemeinsame Arbeit an diesen Themen den Austausch zwischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zu fördern. Veranstaltet vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg und der Aby Warburg-Stiftung, richtet es sich an Doktorandinnen und Doktoranden sowie jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Kunstgeschichte und verwandter Disziplinen. Das Warburg-Kolleg ist grundsätzlich international ausgelegt und konnte bislang Teilnehmer aus 5 Kontinenten in Hamburg begrüßen.
Diese innovativen Form wissenschaftlicher Nachwuchsförderung findet in zwei einwöchigen Sitzungen im Hamburger Warburg-Haus und gegebenenfalls am Sitz kooperierender internationaler Forschungsinstitute statt. Während der ersten Sitzungswoche stellen die Kollegiatinnen und Kollegiaten ihre Beiträge vor, die auf Grundlage gemeinsamer Diskussionen bis zur zweiten Kollegwoche ausgearbeitet werden. In dieser Sitzung findet die gemeinsame Redaktion der eingereichten Texte statt, die seit 2014 in der Reihe „Mnemosyne. Schriften des Internationalen Warburg-Kollegs“ veröffentlicht werden.
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14. — 17.10.2024
Energielandschaften
Aby-Warburg-Stiftung und DFG-Kollegforschungsgruppe »Imaginarien der Kraft«, Universität Hamburg
Franca Buss, Frank Fehrenbach, Laura Isengard, Mia Hallmanns, Cornelia Zumbusch
Das Warburg-Haus Hamburg und die DFG-Kollegforschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« (Universität Hamburg) laden Bewerbungen zum Warburg-Kolleg »Energielandschaften« ein, das vom 14.–17.10.2024 am Warburg-Haus stattfinden soll.
Mit der Begriffsprägung energy landscape hat man in der Geographie auf Landschaftstypen reagiert, die aus der Umstellung auf erneuerbare Energien hervorgegangen sind. Gemeint waren in erster Linie die auf großen Flächen angelegten und weithin sichtbaren Windparks. Die Karriere des Begriffs verdankt sich jedoch der Tatsache, dass sich als Energielandschaft grundsätzlich alle Landschaften bezeichnen lassen, die von Praktiken der Energieversorgung mitgeprägt sind. Insofern dazu Gewinnung, Aufbereitung, Transport, Speicherung, Distribution und Entsorgung gehören, sind neben Windturbinen und Solarpanelen auch Minen, Tagebau, Ölfelder, hydroelektrisch genutzte Staudämme und Stauseen, Hochspannungsleitungen, Pipelines, Raffinerien, Kraftwerke, Endlager und Deponien als Elemente aufzufassen, die aus Kulturlandschaften im engeren Sinn Energielandschaften machen. In der energy geography bezeichnet man die von erneuerbaren Energien (Wind, Sonne, Wasser und Biomasse) geprägten Landschaften als ›neue‹ Energielandschaften, zu deren nachhaltiger Gestaltung (Stremke/Dobbelsteen 2012; Frolova u.a. 2016) auch die Vermeidung von Schäden am scenic value gehört (Apostol u.a. 2017). Für die Bewertung und verantwortliche Gestaltung der ästhetischen Qualitäten der ›neuen‹ Energielandschaften, wie sie für die Planung von Windfarmen bereits vorgeschlagen worden ist (Schöbel 2012; Stremke 2023), lässt sich kaum auf den Vergleich mit ›alten‹ Energielandschaften verzichten. Wir möchten für die Diskussion dieser Landschaftstransformationen deshalb erweiterte Rahmungen anbieten, indem wir sie mit einer historischen Tiefendimension, mit interdisziplinären ästhetischen Perspektiven sowie mit interkulturellen Vergleichsmöglichkeiten versehen.
Kulturgeschichten des Energiegebrauchs lässt sich der Hinweis entnehmen, dass Kulturlandschaften auch schon vor der Industrialisierung und der energy transition zur fossilen Verbrennung im Zeichen der Energiegewinnung standen (Smil 2017). Tatsächlich dienten die meisten Eingriffe in Naturräume der Entnahme energetischer Ressourcen (Pasqualetti/Stremke 2018, 94). Schon die frühe agrarische Weidewirtschaft und die seit dem 17. und 18. Jahrhundert forcierte Forstwirtschaft, die zur tiefgreifenden Transformation ›wilder Natur‹ in Kulturlandschaft geführt haben, sind auf die Erzeugung von metabolischer Energie und damit auch von ›Treibstoff‹ für tierische und menschliche Arbeitskraft ausgerichtet. Im 16. und 17. Jahrhundert war das Landschaftsbild in Mitteleuropa und Nordamerika, insbesondere der Niederlande und der Great Plains, von Wind- und Wassermühlen geprägt. Im 19. Jahrhundert dienen nicht nur die in den englischen Midlands oder im deutschen Ruhrgebiet konzentrierten Extraktionsgelände, die mittlerweile auf unterschiedliche Weise nachgenutzt werden, der Energiegewinnung. Zugleich führt der Ausbau von Wasserkraftanlagen, der ›weißen Kohle‹ (Blackbourn 2008), zu massiven Eingriffen in alpine Landschaften Europas, Asiens und Südamerikas. Diese vielgestaltigen, von den sich wandelnden und vor allem wachsenden gesellschaftlichen Energiebedürfnissen getriebenen Transformationen gilt es in gestalteten, bildkünstlerischen und literarischen Landschaften lesbar zu machen.
Wir möchten mit der Ausschreibung zum Warburg-Kolleg »Energielandschaften« dazu anregen, europäische und außereuropäische Traditionen der Landschaftsdarstellung und praktischen Landschaftsgestaltung – dazu gehören Landschaftsmalerei, Fotografie, land art, Garten- und Landschaftsarchitektur, Landschaftsdichtung, erzählte und beschriebene Landschaft in der Prosa bis hin zum (new) nature writing – auf energiewirtschaftliche Spuren zu untersuchen. Wo werden Naturräume als Potential- und Wirtschaftslandschaften inszeniert? Welche Rolle spielen menschliche Artefakte, etwa technische Elemente wie Wind- und Wassermühlen? Inwiefern werden Eingriffe wie Kanalbau, Eindeichung und Pumpwerke, die der Landschaftsgewinnung für Weide- und Waldwirtschaft dienen, zum Thema? Wie und wann treten Rodungs- und Aufforstungslandschaften, Abbaugelände und Abraumhalden, Transportwege und Leitungstrassen ins Bild? Werden Wasser, Wind oder Sonne als mögliche Kraftquellen imaginiert, bevor man Anlagen zu ihrer technischen Nutzung plant und installiert? Welche landschaftlichen Formationen ergeben sich, wenn aufgegebene energietechnische Infrastrukturen als Rekreationsareale umgenutzt, renaturiert oder schlicht sich selbst überlassen werden? Und welche ästhetischen Kategorien und symbolischen Bezugssysteme bilden sich bei der Wahrnehmung, Beschreibung und Darstellung unterschiedlicher Energielandschaften heraus?
Das Warburg-Kolleg versteht sich einerseits als Beitrag zu einer nachhaltigen, landschaftsästhetisch verträglichen Umgestaltung alter zu neuen Energielandschaften. Andererseits lassen sich mit den vorgeschlagenen Fragen auch neue Akzente in der reichhaltigen kunsthistorischen (Bätschmann 1989; Bertsch/Wegner 2008; Busch/Jehlke 2007; N. Büttner 2000; Jung 2017), literaturwissenschaftlichen (Lobsien 1989; Rusam 1992; Korte 1994; Dethloff 1995; Siddal 2009; Weber 2010; Schneider 2013), ästhetikgeschichtlichen (Ritter 1963/1974; Fechner 1986; Seel 1996; F. Büttner 2014; Rancière 2022) sowie kultur-, sozial- und mentalitätshistorischen (Schneider 1989; Apel 1998; Trepl 2012, Krebs 2021; Gross 2023) Landschaftsforschung setzen. Mit der Frage nach alten und neuen Energielandschaften greifen wir ökologisch motivierte Überlegungen zur Landschaft im Anthropozän auf (Eisel/Körner 2006; Scott/Swenson 2015; Remmers 2016; Krebs 2017; Heidenreich 2018; Gandy 2022). Zugleich schließen wir an eine bildwissenschaftliche, an politischen Ordnungsmustern und interkulturellem Vergleich interessierte Landschaftsforschung an, die am Warburg-Haus Tradition hat (Warnke 1997; Fleckner u.a. 2020). Wir sind ausdrücklich interessiert an einer Erweiterung des Horizonts unter Einbeziehung nichteuropäischer Positionen (vgl. Jullien 2016; Hisayama 2014). Die Frage nach Energielandschaften in den Bildkünsten, der Literatur und der Landschaftsgestaltung erlaubt dabei, die theoriegeschichtlich diametral entgegengesetzten, in der Praxis jedoch kaum zu trennenden ästhetischen, geographischen und politischen Verwicklungen zu beschreiben, die bereits den historischen Gebrauch des Landschaftsbegriffs selbst betreffen.
Bevor Landschaft in der europäischen Malerei zum Sujet, zur gattungstypologischen Bezeichnung und schließlich zum Begriff ästhetisch wahrgenommener Natur wurde (N. Büttner 2000), war Landschaft in Europa ein verwaltungsrechtlicher Begriff, der eine bestimmte Region oder ein Territorium sowie das dort angesiedelte Personenkollektiv meinte (Berr/Schenk 2019, 26). Damit ist eine gewisse Spannung zwischen Landschaft als ausgedehnter Fläche, Territorium, Gelände oder Gebiet sowie Landschaft als ›Vedute‹, Ansicht, Aussicht oder visueller Gesamteindruck etabliert. Nun gehen europäische Landschaftsästhetiken meist davon aus, dass es sich bei Landschaft um einen subjektiv wahrgenommenen, von einem Betrachterstandpunkt aus geordneten Ausschnitt handelt, an dem sich gleichwohl die Erfahrung von Einheit respektive Ganzheit einstellen soll. Der physiognomische Landschaftsbegriff der frühen Geographie, der diesem ästhetischen Verständnis von Landschaft stark verpflichtet ist, hat im regional argumentierenden Heimatschutz um und nach 1900 eine häufig zivilisationskritische Nachfolge gefunden. Wenn sich die Landschaftsgeographie nach 2000 neu entworfen hat, dann in der kritischen Abgrenzung von einem physiognomischen, als essentialistisch aufgefassten Landschaftsbegriff, dem sozialkonstruktivistische und diskurstheoretische Landschaftskonzepte (Kühne u.a. 2018) oder eine multidisziplinäre, für die historische Variabilität sensible ›neue‹ Landschaftswissenschaft (Küster 2012) zur Seite gestellt worden sind
Die damit weitgehend verabschiedeten Fragen nach der ästhetischen Wahrnehmung und Bewertung von Landschaftsformationen haben aber eine erstaunliche Persistenz und tauchen heute allerorten in Gestalt der bekannten Akzeptanzprobleme energietechnischer Transformationen der Landschaft wieder auf. Diese Fragen gilt es daher – unter veränderten Bedingungen – in landschaftsgeographische Erwägungen wieder einzubringen (Böhme 1996; Nohl 2001; Cooper 2006). Für derartige Neuansätze werden neben den visuellen Eigenschaften auch die Erlebnismöglichkeiten von Landschaften als bewohnte, bearbeitete oder ambulatorisch durchquerte Räume, ihre multisensorischen Qualitäten (z.B. soundscapes) oder die Vektoren ihrer jahreszeitlichen Veränderung relevant. Für die Beschreibung dieser dynamischen wie auch aisthetischen Aspekte spielen literarische Darstellungsformen eine besondere Rolle. Ein interdisziplinärer Ansatz erlaubt es zuletzt, die Spezifik energietechnischer Raumordnungen zu fokussieren. Smil etwa hat vorgeschlagen, die Umstellung auf erneuerbare Energien konsequent von der Energiedichte (›energy density‹) aus zu denken, die im Fall von Wind- und Solarenergie zu extensiven Flächenbelegungen führt (Smil 2015). Damit werden Fragen dringend, die sowohl Verhältnisse zwischen ländlichem und urbanem Raum (Uhlig 2018) als auch die lokale und globale Verteilung von Energiegewinnung und Energiekonsum betreffen.
Das Warburg-Kolleg, ausgerichtet von der DFG-Kollegforschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« und dem Warburg-Haus, dient der Exploration einer historisch, ästhetisch und interkulturell erweiterten Auffassung von Energielandschaften. Auf der Arbeitstagung, die vom 14.–17.10.2024 am Warburg-Haus in Hamburg stattfindet, soll die Auseinandersetzung mit einzelnen Fallbeispielen im Mittelpunkt stehen. Dafür suchen wir Beiträge aus der Kunst-, Literatur- und Filmwissenschaft, Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur oder auch der Umwelt- und Technikgeschichte. Reise- und Unterkunftskosten werden übernommen. Interessierte bewerben sich bitte bis zum 15.4.2024 mit einem knappen Lebenslauf und einem 1–2 seitigen Vorschlag für einen Vortrag, der gegebenenfalls zu einem Beitrag in einer gemeinsamen Publikation ausgearbeitet werden kann. Senden Sie Ihre Bewerbung bitte an imaginarien.der.kraft@uni-hamburg.de
Literatur
Apel, Friedmar: Deutscher Geist und deutsche Landschaft. Eine Topographie. München 1998.
Apostol, Dean / James Palmer u.a. (Hg.): The Renewable Energy Landscape. Preserving Scenic Values in our Sustainable Future. London/New York, NY 2017.
Bätschmann, Oskar: Entfernung der Natur. Landschaftsmalerei 1750–1920. Köln 1989.
Berr, Karsten / Winfried Schenk: Begriffsgeschichte. In: Olaf Kühne / Florian Weber / Karsten Berr u.a. (Hg.): Handbuch Landschaft. Wiesbaden 2019.
Bersier, Gabrielle: Picturing the Physiognomy of the Equinoctial Landscape. Goethe and Alexander von Humboldt’s ›Ideen zu einer Geographie der Pflanzen‹. In: Julian Drews / Ottmar Ette / Tobias Kraft u.a. (Hg.): Forster – Humboldt – Chamisso. Weltreisende im Spannungsfeld der Kulturen. Göttingen 2017, S. 335–355.
Bertsch, Markus / Reinhart Wegner (Hg.): Landschaft am ›Scheidepunkt‹. Evolutionen einer Gattung in Kunsttheorie, Kunstschaffen und Literatur um 1800. Göttingen 2010.
Blackbourn, David: Die Eroberung der Natur. Eine Geschichte der deutschen Landschaft. München 2008.
Böhme, Hartmut: Objektive Gefühle. In: Jörg Zimmermann (Hg.): Ästhetik und Naturerfahrung. Stuttgart – Bad Cannstatt 1996, S. 13–26.
Busch, Werner / Oliver Jehle (Hg.): Vermessen. Landschaft und Ungegenständlichkeit. Zürich 2007.
Büttner, Frank (Hg.): Landschaft – Mythos – Geschichte. Entwürfe der Ästhetik zwischen Schiller und Schelling. Paderborn 2014.
Büttner, Nils: Die Erfindung der Landschaft. Kosmographie und Landschaftskunst im Zeitalter Bruegels. Göttingen 2000.
Christians, Heiko: Landschaftlicher Raum: Natur und Heterotopie. In: Stephan Günzel (Hg.): Raum. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart/Weimar 2010, S. 250–265.
Cooper, David E.: A Philosophy of Gardens, Oxford 2006.
Dethloff, Uwe (Hg.): Literarische Landschaften. Naturauffassung und Naturbeschreibung zwischen 1750 und 1830. St. Ingbert 1995.
Eberle, Matthias: Individuum und Landschaft. Zur Entstehung und Entwicklung der Landschaftsmalerei. Gießen 1980.
Eisel, Ulrich / Stefan Körner (Hg.): Landschaft in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Kassel 2006.
Fechner, Renate: Natur als Landschaft. Zur Entstehung der ästhetischen Landschaft. Stuttgart 1986.
Fleckner, Uwe / Yih-Fen Hua / Shai-Shu Tzeng (Hg.): Memorial Landscapes. World Images East and West. Berlin/Boston 2020.
Forrer, Thomas: Schauplatz/Landschaft. Orte der Genese von Wissenschaften und Künsten um 1750. Göttingen 2013.
Frank, Hilmar / Eckhard Lobsien: Landschaft. In: Karlheinz Barck (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 3. Stuttgart 2001, S. 617–663.
Frolova, Marina / María-José Prados / Alain Nadaï (Hg.): Renewable Energies and European Landscapes. Lessons from Southern European Cases. Springer Dordrecht 2015.
Gandy, Matthew: Natura Urbana. Ecological Constellations in Urban Space. Cambridge, MA 2022.
Groh, Ruth / Dieter Groh: Petrarca und der Mont Ventoux. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 46 (1992), S. 290–307.
Groh, Ruth / Dieter Groh: Weltbild und Naturaneignung. Zur Kulturgeschichte der Natur. Frankfurt a.M. 1991.
Gross, Stephen G.: Energy and Power. Germany in the Age of Oil, Atoms, and Climate Change. Oxford 2023.
Heidenreich, Sybille: Das ökologische Auge. Landschaftsmalerei im Spiegel nachhaltiger Entwicklung. Wien 2018.
Hisayama, Yuho: Erfahrungen des ki – Leibessphäre, Atmosphäre, Pansphäre. Freiburg 2014.
Jullien, François: Von Landschaft leben oder das Ungedachte der Vernunft. Berlin 2016.
Jung, Carina: Die pittoreske Landschaft in der europäischen Literatur der Romantik. Chateaubriand – Eichendorff – Manzoni. Göttingen 2017.*
Korte, Barbara: Sehweisen literarischer Landschaft. Ein Literaturbericht. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 44 (1994), H.3, S. 255–265.
Krebs, Angelika: The Ethics and Aesthetics of Landscapes. In: Gabriele Dürbeck / Urte Stobbe / Hubert Zapf u.a. (Hg.): Ecological Thought in German Literature and Culture. Lanham 2017, S. 101–118.
Krebs, Angelika: Das Weltbild der Igel. Naturethik einmal anders. Basel 2021.
Kühne, Olaf / Florian Weber / Corinna Jenal (Hg.): Neue Landschaftsgeographie. Ein Überblick. Wiesbaden 2018.
Küster, Hansjörg: Die Entdeckung der Landschaft. Einführung in eine neue Wissenschaft. München 2012.
Lobsien, Eckhard: Landschaft in Texten. Zur Geschichte und Phänomenologie der literarischen Beschreibung. Stuttgart 1981.
Malpas, Jeff (Hg.): The Place of Landscape. Concepts, Contexts, Studies. Cambridge 2011.
Marx, Leo: The Machine in the Garden. In: The New England Quaterly 29 (1956), S. 26–42.
Nierhaus, Irene / Josch Hoenes / Anette Urban (Hg.): Landschaftlichkeit zwischen Kunst, Architektur und Theorie. Berlin 2010.
Nohl, Werner: Landschaftsplanung. Ästhetische und rekreative Aspekte. Konzepte, Begründungen und Verfahrensweisen auf der Ebene des Landschaftsplans. Berlin/Hannover 2001.
Noll, Thomas / Urte Stobbe / Christian Scholl (Hg.): Landschaft um 1800. Aspekte der Wahrnehmung in Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Göttingen 2012.
Pasqualetti, Martin / Sven Stremke: Energy Landscapes in a Crowded World: A First Typology of Origins and Expressions. In: Energy Research & Social Science 36 (2018), S. 94–105.
Pasqualetti, Martin: Reading the Story of Energy in the Landscape. In: Sven Stremke / Andy van den Dobbelsteen (Hg.): Sustainable Energy Landscapes: Designing, Planning, and Development. CRC Press, 2012, S. 11–44.
Rancière, Jacques: Zeit der Landschaft. Die Anfänge der ästhetischen Revolution. Wien 2022.
Remmers, Inga: Politische Landschaften der Natur. Fotografie des Anthropozäns. Berlin 2016.
Ritter, Joachim: Landschaft. Zur Funktion des Ästhetischen in der modernen Gesellschaft (1963). In: Ders. (Hg.): Subjektivität. Sechs Aufsätze. Frankfurt a. M. 1974, S. 141–163.
Rusam, Anne Margret: Literarische Landschaft. Naturbeschreibungen zwischen Aufklärung und Moderne. Wilhelmsfeld 1992.
Schmeling, Manfred (Hg.): Das Paradigma der Landschaft in Moderne und Postmoderne. Würzburg 2007.
Schneider, Florian: Vor der Natur. Ästhetische Landschaft und lyrische Form im 18. Jahrhundert. München 2013.
Schneider, Helmut J. (Hg.): Deutsche Landschaften. Frankfurt a.M. 1981.
Schöbel, Sören: Windenergie und Landschaftsästhetik. Zur landschaftsgerechten Anordnung von Windfarmen. Berlin 2012.
Scott, Emily Eliza / Kirsten Swenson (Hg.): Critical Landscapes. Art, Space, Politics. Oakland 2015.
Seel, Martin: Über den Raum und die Zeit ästhetischer Landschaften. In: Burkhardt Krause (Hg.): Natur, Räume, Landschaften. München 1996, S. 9–23.
Siddall, Stephen: Landscape and Literature. Cambridge 2009.
Sieferle, Rolf Peter: Entstehung und Zerstörung der Landschaft. In: Manfred Smuda (Hg.): Landschaft. Frankfurt a.M. 1986, S. 238–265.
Simmel, Georg: Philosophie der Landschaft [1912/13]. In: Ders. (Hg.): Brücke und Tür. Stuttgart 1957, S. 141–152.
Smil, Vaclav: Energy and Civilization. A History. (Revised edition of: Energy in world history 1994). Cambridge, MA 2017.
Smil, Vaclav: Power Density. A Key to Understanding Energy Sources and Uses. Cambridge, MA 2015.
Strauss, Sarah / Stephanie Rupprecht / Thomas Love: Introduction. Powerlines. Cultures of Energy in the Twenty-first Century. In: Dies. (Hg): Cultures of Energy. Power, Practices, Technologies. Walnut Creek, CA 2013, S. 10–40.
Stremke, Sven / Andy van den Dobbelsteen (Hg.): Sustainable Energy Landscapes. Designing, Planning, and Development. Boca Raton/London/New York 2013.
Stremke, Sven / Dirk Oudes (Hg.): Power of Landscape. Novel Narratives to Engage with the Energy Transition. Rotterdam 2023.
Trepl, Ludwig: Die Idee der Landschaft. Eine Kulturgeschichte von der Aufklärung bis zur Ökologiebewegung. Bielefeld 2012.
Uhlig, Ingo: Energien erzählen. Zum Aufeinandertreffen von Kunst, Literatur und Energiewende. In: Magdalena Marszalek / Werner Nell / Marc Weiland (Hg.): Über Land. Aktuelle literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Dorf und Ländlichkeit. Bielefeld 2018, S. 141–157.
Uhlig, Ingo: Energiewende erzählen. Literatur, Kunst, Ressourcen. Leipzig 2023.
Warnke, Martin: Politische Landschaft. Zur Kunstgeschichte der Natur. München 1997.
Weber, Kurt-H. (Hg.): Die literarische Landschaft. Zur Geschichte ihrer Entdeckung von der Antike bis zur Gegenwart. Berlin 2010. -
15. — 18.10.2018
Politische Emotionen in den Künsten
Universität Hamburg und Aby-Warburg-Stiftung
Philipp Ekardt, Frank Fehrenbach, Cornelia Zumbusch
Die Rolle von Emotionen in der Politik wird gegenwärtig intensiv debattiert. Gefühle wie Vertrauen, Hoffnung, Angst, Empörung oder Verachtung sind in Soziologie, Politologie bzw. politischer Philosophie als Movens von Protestbewegungen, als Teil demokratischer Meinungsbildung oder als treibende wie widerständige Kraft von Globalisierungsprozessen identifiziert worden. Dabei wird insbesondere nach der Funktion und Legitimität von Emotionen in der Politik gefragt: Braucht die Politik mehr Pathos? Oder gilt es umgekehrt, die notwendig schwankenden, manipulationsanfälligen Gefühle aus politischen Prozessen herauszuhalten? Und können politische Entscheidungen überhaupt rein rational getroffen werden, oder sind Emotionen aus der Politik schlicht nicht wegzudenken?
Anknüpfend an diese aktuellen Fragen befasst sich das Warburg-Kolleg 2018 »Politische Emotionen in den Künsten« mit der Geschichte der wechselseitigen Implikation von Politik und Emotionen im Medium der Künste. Wir gehen von der Überlegung aus, dass der Gefühlsausdruck und die emotionale Affizierung, Stimulierung, Mobilisierung oder Manipulation politischer Subjekte in grundlegender Weise auf Medien – seien es Bilder, Monumente und gebaute Räume, Texte und Inszenierungen, Fotografie und Film etc. – angewiesen ist. Seit der Antike und Frühen Neuzeit bilden sich in Denkmälern und Bauten, im Herrscherporträt oder im dichterischen Herrscherlob, im Festumzug oder in höfischen Theaterformen Bildformeln und textuelle Gattungen heraus, die besondere Gefühlseinstellungen propagieren oder die direkte Emotionalisierung ihrer Rezipienten im Sinn haben. Affektmodelle wie das vom selbstbeherrschten, charismatischen oder gar melancholischen absolutistischen Herrschenden, ›republikanisch‹-bürgerliche Gefühlsideale wie Vaterlandsliebe, Mitleid, (mütterliche) Sorge oder Sympathie, Wirkungsziele wie Enthusiasmus oder Bewunderung, Effekte wie Schrecken, Terror oder Hysterie thematisieren Affektlagen, die für den Führungsanspruch oder das Versagen sogenannter ›großer Männer‹ und ›taktierender Regentinnen‹, für den Zusammenhalt politischer Gebilde, für massenpsychologische Phänomene wie Umsturz und Revolution oder für das Kippen dieser Bewegungen in Terror und Schrecken verantwortlich gemacht werden. Der somit historisch fest etablierte Nexus zwischen Politik, Emotionen und Medien gewinnt derzeit in den Sozialen Medien neue Dimensionen, etwa in Gefühlskulturen der Empörung, des ›Trolling‹, also der provozierend-hetzenden Rede, aber auch in der Solidarisierung über Online-Technologien. In der echtzeitschnellen Verbreitung von Bildern, Texten, Geräuschen etc. durch das Internet verschwinden zunehmend die Grenzen zwischen affiziertem und affizierendem Subjekt. Zugleich sehen sich besonders die visuellen Künste in neuer Weise mit Forderungen nach der Auslösung politisch erwünschter Emotionen konfrontiert (Solidarität, Empörung, Scham etc.).
Im Blick auf die historischen und medialen Ausdifferenzierungen soll im Rahmen des Warburg-Kollegs gefragt werden, auf welche Weise Verbindungen zwischen Politik und Emotion in den Künsten hergestellt wurden und werden. Wie befördern die Künste die (Ent-)Emotionalisierung politischer Prozesse? Wie organisieren sie den Nexus von Politik und Emotionalität, wo reflektieren sie diese Verbindung? Und wie entwerfen die Künste in diesem Zusammenhang ihre je eigenen gestalterischen Tätigkeiten und formalen Möglichkeiten? Besondere Aufmerksamkeit könnte dabei der Rolle der Künste in politischen aber auch technisch-medialen Umbruchssituationen gelten, in denen man sich verstärkt darum bemüht, alte Ordnungsmodelle zu kritisieren und neue zu plausibilisieren, zu etablieren und zu konsolidieren.
Inwiefern lassen sich etwa im Bezug auf dramatische Formen, die ja seit der Antike mit der Erregung der höchst diversen Emotionen des Schreckens, der Bewunderung oder des Mitleids beauftragt worden sind, Funktionswechsel beobachten? Welchen Logiken folgt die Umstellung auf unterschiedliche Wirkungsziele? In welcher Beziehung stehen statische und performative Bildformen zur Modellierung spezifischer Affekttypen? Wie lassen sich die rekursiven Prozesse erfassen, die bei der Inszenierung politischer Gefühle etwa in der frühneuzeitlichen Spektakelkultur zuletzt auch auf den Herrscher selbst zielen? Wie lassen sich öffentliche Denk- und Mahnmale in ihrer historischen Entwicklung und in der Zeitspanne zwischen Errichtung, Präsenz und Veränderung bzw. Versetzung oder Zerstörung als Kristallisationspunkte politischer Emotionen erfassen? Welche unterschiedlichen Strategien des Affektmanagement werden im Zeichen neuer Medientechniken entwickelt, etwa in der Adaptierung der rhythmischen Zäsur im Werk Eisensteins als Gestaltung des Filmschnitts, der sich das Pathos der Revolution zu eigen macht, in Benjamins Konzeptualisierung des Schocks, oder im bewusst ›kühlen‹, an der vermeintlich nüchternen Fotografie orientierten Sprachstil neusachlicher Reportageliteratur? Welche Medienkonkurrenzen oder Medienwechsel sind seither zu beobachten: Haben derzeit vor allem digitale Bildmedien die Funktion übernommen, Bilder zur Erzeugung von Schrecken (Terror) oder Mitleid (Solidarität) zu produzieren und zirkulieren zu lassen? Wie verändert sich die sprachliche Gestaltung von Emotion im digital-technischen Zeitalter? Und gibt es womöglich ein Pathosformelrepertoire, das als formales Kontinuum einer (vielleicht nicht nur visuellen) Affektpolitik gedacht werden kann?
Das Warburg-Kolleg 2018 richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aus den Kulturwissenschaften, insbesondere der Kunstgeschichte sowie der Literatur-, Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Die Veranstalter laden zu einer einwöchigen Sitzung vom 15.-18. Oktober 2018 ins Warburg-Haus ein, um erste Textentwürfe zu präsentieren und zu diskutieren. Die im Anschluss ausgearbeiteten Texte sollen in der Reihe »Mnemosyne. Schriften des Internationalen Warburg-Kollegs« publiziert werden.
Kollegsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Reise- und Unterbringungskosten werden von den Organisatoren getragen. Interessierte bewerben sich bitte mit kurzem Lebenslauf und aussagekräftigem Exposé bis zum 31. März 2018 an cornelia.zumbusch@uni-hamburg.de.
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26. — 30.9.20163. — 7.4.2017
Memorial landscapes. World images East and West
Hamburg University / Aby Warburg Foundation, Hamburg, in cooperation with National Taiwan Normal University and National Taiwan University, Taipei
The 2016-2017 International Warburg Seminar, to be held in Taipei on 26-30 September 2016 and in Hamburg on 3-7 April 2017 and aimed at doctoral candidates and young academics, will be devoted to comparative views of the landscape genre. People’s perception of their surrounding landscape is subject to a variety of cultural encodings. This becomes particularly clear when international comparisons are made – between, say, Eastern and Western conceptions of landscape. Whereas in the Western world ‘landscape’ and ‘landscape painting’ are practically synonymous (‘Claude Lorrain’s landscapes’), the Chinese language, for instance, uses very different terms for the two concepts: ‘landscape’ in the sense of a vista, (jǐngsè), is thus conceptually quite separate from the traditional notion of landscape painting, (shānshuǐ), which is composed of the characters for ‘mountain’ and ‘water’. At the same time, notions of landscape are subject to constant historical change, and the landscape painting genre has performed a whole series of different tasks which may also vary from period to period. Landscapes are not only veduta-like depictions of nature, but they also provide subjective perspectives on the artist’s realm of experience; they may be outlines for ideal or world landscapes that are more or less distinct from their natural models; and they may be much else besides.
The International Warburg Seminar on Memorial landscapes: world images East and West will focus not so much on aspects of landscape that only depict natural settings as on those that address the construction of cultural links in the broadest sense, creating landscapes with a motivic, thematic, social or political charge – to paraphrase Pierre Nora, paysages de mémoire. Such landscape images encapsulate historical events and national identities, basic philosophical attitudes and political conflicts or cultural, social or environmental issues. The landscape can then become not only a form of reflection on links beyond landscape itself, but also a meta-genre that expresses how nature and landscape are perceived by a particular artist, cultural region or period.
Doctoral candidates or young post-graduate art historians from all over the world are invited to submit proposals for the seminar theme. These may include both proposals in the field of Asian and Western art history during any period from the Middle Ages to the present day, as well as – and in particular – themes that already deal with transfer between Eastern and Western notions of landscape. Participants will be expected to give a talk on their proposal. It is planned that proposals accepted for the seminar will be published. During the first week of the seminar, in autumn 2016, all the participants will present preliminary papers which will be further developed in the light of discussions in preparation for the second week of the seminar. The contributions will be jointly edited during the spring 2017 session.
All travel and accommodation expenses will be covered by the organizers. The seminar will be held in English. Applications including a detailed thematic proposal (max. two pages), a CV (resume), a list of relevant publications and a letter of recommendation from the applicant’s academic supervisor or a senior researcher must be submitted in PDF format by 10 March 2016 to Professor Shai-Shu Tzeng, National Taiwan Normal University (sstzeng@ntnu.edu.tw), Professor Yih-Fen Hua, National Taiwan University (yfhua@ntu.edu.tw) and Professor Uwe Fleckner, University of Hamburg (uwe.fleckner@uni-hamburg.de).
Application closed.
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23. — 27.9.20136. — 9.10.2014
Markt und Macht. Der Kunsthandel im „Dritten Reich“
Universität Hamburg und Aby-Warburg-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Getty Research Institute, Los Angeles
Gemeinsam mit dem Getty Research Institute, Los Angeles, veranstaltete das Internationale Warburg-Kolleg, Hamburg, 2013/2014 eine zweistufige Tagung zu neueren Forschungen zum Kunstmarkt im Nationalsozialismus. Die Tagung behandelte grundlegende Fragen, beispielsweise in systematischen Themenstellungen von kunst-, wirtschafts- und rechtshistorischer Relevanz oder anhand von konkreten Fallbeispielen aus allen Bereichen des Kunsttransfers im »Dritten Reich« inkl. seiner Vor- und Nachgeschichte (offizieller und klandestiner Kunstmarkt, nationale wie internationale Verkäufe, Kunstraub und Beutekunst, Beschlagnahmungen und Veräußerungen »entarteter« Kunst aus deutschen Museen, Enteignung jüdischer Sammlungen, historische wie aktuelle Restitutionsfälle). Diskutiert wurden neue Erkenntnisse zur historischen Situation des Kunstmarkts, seiner Protagonisten und Mechanismen, zur Geschichte der Museen und Privatsammlungen im Nationalsozialismus sowie zur Exilforschung und zum Themengebiet der »Entarteten Kunst«.
Bei der ersten Kollegveranstaltung in Los Angeles (23.-27.9.2013), wurden in einem Workshop aktuelle Forschungsprojekte zu diesem Themenkreis vorgestellt. Für die abschließende Veranstaltung (6.-9.10.2014) am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg (Warburg-Haus) wurden aus diesen Projektskizzen öffentliche Vorträge entwickelt.Die Kollegveranstaltungen wurden von der VolkswagenStiftung, Hannover, gefördert.
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15. — 19.10.20124. — 9.2.2013
Hermeneutik des Gesichts. Aktuelle Positionen der Porträtforschung
Das Internationale Warburg-Kolleg 2012/2013 widmete sich dem Thema des Porträts in seiner gattungsgeschichtlichen wie methodischen Komplexität. Das Porträt ist seit seinen Anfängen und bis in die Kunst der unmittelbaren Gegenwart hinein als eine Kunstform der Widersprüche zu kennzeichnen: Vor die Aufgabe gestellt, mit dem individuellen Menschen und seiner Charakterisierung einen strikt vorgegebenen Gegenstand zu erfassen und zugleich ein Kunstwerk eigenen Rechts zu gestalten, sehen sich sämtliche Bildnisformen einem ästhetischen Konflikt ausgesetzt, dessen Lösungen denkbar stark zwischen naturnaher Wiedergabe und weitgehend abstrakter Werkerfindung oszillieren. Die Aufmerksamkeit des Kollegs galt daher der gesamten Bandbreite dieses Themengebietes. Zur Diskussion standen – nach Maßgabe der eingereichten Vorschläge – folgende Themen: Bildnisse aller Epochen der Kunstgeschichte, westliche und außereuropäische Formen des Porträts, Einzel-, Gruppen- und Rollenporträts sowie ihr funktionaler Einsatz in politischen, historischen und sonstigen repräsentativen Kontexten, Porträt und Physiognomik, gattungsübergreifende Bildnisse auch innerhalb der neuen Medien, nicht-figürliche Bildnisse sowie Auslöschungen/Negierungen des Porträts.
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15. — 19.2.201011. — 16.10.2010
Das magische Bild. Techniken der Verzauberung in der Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Das Internationale Warburg-Kolleg 2010 widmete sich dem Thema des Bildzaubers in anthropologischer und medienhistorischer Perspektive. Hierbei stand das magische Bild in seinem Objektcharakter, seiner Ähnlichkeits- oder Stellvertreterrelation sowie seiner Performativität im Zentrum der Diskussion. Auf der einen Seite wurden Medialität, Materialität, Produktions- und Rezeptionsbedingungen von als magisch erklärten, als lebendig oder handelnd wahrgenommenen Bildern in den Blick genommen, auf der anderen Seite mögliche Gattungsfunktionen wirkmächtiger Kunstwerke. Untersucht wurden dabei Bilder in politisch-juristischen, religiösen oder ästhetischen Kontexten, etwa bei Hinrichtungen in effigie, in der Funeralplastik, im Vera Icon und verwandten Gattungen, sowie bei bildlichen Substituten im Herrscherritus, bei bildlichem Abwehrzauber, wundertätigen Bildern, aber auch bei Formen »lebendiger« Bilder in aktuellen Kunstformen sowie Bildattentaten der Gegenwart.
Während der ersten Sitzung im Frühjahr stellten die Kollegiatinnen und Kollegiaten ihre Beiträge vor, die auf der Grundlage der gemeinsamen Diskussionen bis zur zweiten Kollegwoche ausgearbeitet wurden. In der Herbstsitzung fand die gemeinsame Redaktion der eingereichten Beiträge statt. -
14. — 18.7.20089. — 13.2.2009
Der Künstler in der Fremde. Wanderschaft – Migration – Exil
Das Internationale Warburg-Kolleg 2008/2009 untersuchte Einfluss und Bedeutung, den der gewollte oder zwangsweise Aufenthalt eines Künstlers im Ausland auf den künstlerischen Schaffensprozess sowie auf die Rezeption von Werken der Bildenden Kunst, aber auch auf die kunsthistorische Wahrnehmung eines Œuvres haben können. Dabei sollte bewusst keine geographische oder methodische Beschränkung vorgegeben werden. Denkbar waren Ansätze aus der Exilforschung, den Colonial und Postcolonial Studies bis hin zur Transferforschung und der entsprechenden Wirkungsgeschichte. Themenfelder und Fragestellungen waren: Wanderschaft als Leitbild künstlerischer Ausbildung, Integrationsbemühungen nationaler Kunstakademien und Institutionen, politisch-religiös motivierte Fluchtbewegungen und ihre Folgen für die künstlerische Produktion, Migration als Makel oder Werbestrategie des modernen Künstlers, Ausgrenzung und Diffamierung bestimmter künstlerischer Tendenzen und ihrer Vertreter und deren Widerspiegelung in einer national ausgerichteten Kunstgeschichtsschreibung, Kunst als vorgeblich transnationale ideologiefreie Sprache.
Während der ersten Sitzung im Sommer stellten die Kollegiatinnen und Kollegiaten ihre Beiträge vor, die auf Grundlage der gemeinsamen Diskussionen bis zur zweiten Kollegwoche ausgearbeitet wurden. In der Frühjahrssitzung fand die gemeinsame Redaktion der eingereichten Beiträge statt.
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21. — 25.3.200617. — 25.10.2006
Die Nationalisierung der Kunst
Das Internationale Warburg-Kolleg 2006 widmete sich dem Thema „Die Nationalisierung der Kunst“. Das Phänomen wurde aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: Einerseits befasste sich das Kolleg mit künstlerischen Konstruktionen nationaler Kunst, sowohl mit nationalen Ikonographien als auch mit der Frage nach den formalen Strategien, mit denen
die Kunst national kodiert wurde. Andererseits widmete es sich der nationalen Vereinnahmung, Instrumentalisierung und Kategorisierung von Kunstwerken, wie sie von der Kunstkritik, der Kunstgeschichte, den Museen oder anderen Institutionen betrieben werden. Da der Nationalismus erst zum 1800 zu einem wesentlichen Sinnstiftungs- und Orientierungsmuster wurde, richtete sich der Blick in besonderem Maße auf die Kunst der Moderne; gleichwohl wurden bewusst auch Vor- und Frühformen einer sich patriotisch gebärdenden Kunst ins Blickfeld einbezogen.