Bilder als Akteure des Politischen
Konzeption: Uwe Fleckner, Benjamin Fellmann
Bilder umgeben uns heute überall und jederzeit. In Kunstwerken, Medien und Netzwerken, in der Werbung und auf Plattformen transportieren sie sachliche Informationen und polemisch-kritische Aussagen, wirken direkt oder indirekt auf ihre Adressaten. Im Zeitalter des mobilen Internet, der Augmented Reality und der algorithmischen Steuerung, Erzeugung und Auswertung von Bildern nimmt ihre Bedeutung für das aktive und zukünftige Zusammenleben in Gesellschaften weltweit stetig zu. Die Politische Ikonographie ist ein historisch gewachsenes Bildphänomen, aber auch die wissenschaftliche Methode seiner Erforschung: In der Kunst- und Bildwissenschaft vermittelt sie ein Verständnis komplexer visueller Lebenszusammenhänge der modernen wie nachmodernen Welt und des politischen Wirkungspotentials von Bildern im Spektrum von Information bis Propaganda. Es war Aby Warburg, der an seiner Hamburger Kulturwissenschaftlichen Bibliothek den Grundstein zu ihrer wissenschaftlichen Erforschung legte, als er sie nicht nur in seine epochen- und gattungsübergreifende Bildforschung einbezog, sondern schon während des Ersten Weltkrieges ein Archiv zur politischen Propaganda des massenmedialen Krieges anlegte, das die agitatorischen Mobilisierungskräfte auf der Grundlage historischer Forschung zu konservieren und analysieren versuchte. Damit entstand ein Bewusstsein von Bildern als Akteuren des Politischen, das eine bis heute anhaltende internationale Wirkung entfaltet.
Das Warburg-Haus bietet mit seinem Jahresthema »Bilder als Akteure des Politischen« den Raum, politische Bildphänomene in den Blick zu nehmen und Fragen der aktuellen Bedeutung politischer Bilder im globalen Kontext zu diskutieren: Von gegenwärtigen Bilderstürmen und propagandistischer Kriegsführung, visuellen Strategien der gezielten Information und Desinformation, der Rolle von Bildern in Krisen und Pandemien, aber auch im gelungenen Zusammenleben und sozialen Fortschritt, bis hin zu Strategien bewusster wie unbewusster Bildargumentation in der politischen Praxis und künstlerischen Produktion.