Tagebuch
Die Künste im technischen Zeitalter II
Schwerpunktthema 2020
Mit dem Aufbau der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg und der Entwicklung eines Instrumentariums, das Kunst und Bilder über Zeiten und Räume hinweg als soziale, kulturelle und politische Bedeutungsträger ernst nimmt, begründeten die Wissenschaftler*innen um Aby Warburg in Hamburg eine moderne Kunstwissenschaft als Kulturwissenschaft. Für Warburg als technikbegeisterte Person war der Blick auf kulturelle Ausdrucksformen immer auch ein Blick auf das bis in die Gegenwart verfolgte Verhältnis von Kunst, Medien und technischem Wissen. Dieses interdisziplinäre Interesse bietet dem zweijährigen Schwerpunktthema 2019–2020 am Warburg-Haus den Anlass, der Aktualität von Warburgs methodischem Erbe nachzugehen und im Fokus auf das Verhältnis von Kunst und Technik bis heute ungebrochen inspirierende innovative Impulse und Methodenreflexionen aufzugreifen.
Im ersten Halbjahr 2020 befassen sich die Vorträge im Warburg-Haus mit Hans Blumenbergs Beschäftigung mit Technik und Kunst, anlässlich des runden Geburtstages des großen Philosophen, der sich 2020 zum hundertsten Mal jährt; mit der architektonischen Gestaltung von U-Bahnhöfen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im europäischen Vergleich als zentralem infrastrukturellem Element des Erscheinungsbildes von Metropolen; sowie im Vortrag des Inhabers der Aby-Warburg-Professur 2020 mit den Bildwelten visueller Erfahrungsräume in Hamburger und deutscher Malerei und italienischer Kunst des späten Trecento und frühen Quattrocento (Birgit Recki, Frank Schmitz, Christopher Wood). Die Vorträge werden von einem Programm von Kooperationsveranstaltungen umrahmt. Im April ist in Kooperation mit dem Kunsthaus Hamburg aus Anlass der Ausstellung Ah humanity! der beiden Filmemacher Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor vom Sensory Ethnography Lab der Harvard University eine Kuratorenführung in der Ausstellung mit anschließender Podiumsdiskussion im Warburg-Haus geplant. Im Mai ermöglicht eine Kooperation mit Flexibles Flimmern – Das mobile Kino ein Filmscreening des großen Werks Leviathan (2012) von Paravel/Castaing-Taylor im Lesesaal, und im Juni soll in Kooperation mit der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung und dem Verlag Klett-Cotta ein Abend mit Ernst Kantorowicz stattfinden anlässlich der Erscheinens der deutschen Ausgabe von Robert E. Lerners Biographie des international einflussreichen Historikers und Mediävisten, mit dem Übersetzer Thomas Gruber, Villa I Tatti Florenz, Barbara Picht, ZfL Berlin, und Christopher Wood, New York University.
Die Künste im technischen Zeitalter II