Tagebuch
Filmprojektion im Lesesaal: Annie Ernaux – Die Super-8-Jahre. Einführung mit Eva Blome
Mittwoch + Donnerstag, 12./13. April 2023. Eine Kooperation mit »Flexibles Flimmern« und Les Films Pelléas, Paris
Im Rahmen des Jahrsprogramms Dynamiken der Form zeigte das Warburg-Haus in Kooperation mit »Flexibles Flimmern – Das mobile Kino« und der Produktionsfirma Les Films Pelléas, Paris, an zwei schnell ausgebuchten Abenden im vollen Lesesaal den Film der Literaturnobelpreisträgerin 2022, Annie Ernaux: Annie Ernaux – Die Super-8-Jahre.
Zusammen mit ihrem Sohn David Ernaux-Briot hat die im November 2022 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete französische Schriftstellerin Annie Ernaux einen Film herausgebracht, der als filmische Variation ihres geschriebenen Werkes Les années (Deutsch: Die Jahre) gelten darf. Dafür haben sie die Super-8-Aufnahmen ihres Ex-Mannes editiert. Das Ergebnis ist eine berührende Auto-Dokumentation und Reflexion ihrer Situation in der Ehe und in der gesellschaftlich vermittelten Rolle als Mutter. Dabei lässt die einflussreiche Schriftstellerin, eine herausgehobene Figur des autosoziografischen Schreibens (u.a. Der Platz / Das Ereignis / Das andere Mädchen) ihr eigenen Leben zwischen 1972 bis 1981 noch einmal Revue passen – mittels dieser Super-8-Aufnahmen, die allerdings nur im technischen Sinne stumm sind, und gerade durch das komplexe formale Experiment und ihren eigenen kontrastreichen Kommentar einer soziologisch geprägten Feministin ein Gesellschaftspanorama der jüngeren Vergangenheit eröffnen.
An beiden Abenden hielt Eva Blome, Universität Hamburg, eine Einführung und kontextualisierte Annie Ernauxs Werk und das formale filmische Experiment in literatursoziologischer Perspektive. Eva Blome ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und Vertretungsprofessorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u.a. im Bereich der Literatursoziologie, der Kulturtheorie und der Gender Studies. Benjamin Fellmann, wissenschaftlicher Koordinator des Warburg-Haus, moderierte den Abend. Anschließend an die Filmvorführungen gab es Gelegenheit zu angeregten Diskussionen des Films im gemeinsamen Gespräch mit den Besucher:innen.
Flexibles Flimmern ist ein mobiles Kino in Hamburg welches seit 2006 Filme an passenden Orten inszeniert. Vor den Vorstellungen gibt es oft Führungen, Konzerte; Lesungen und meist passende Speisen und Getränke.
Dynamiken der Form