Tagebuch
Stadtspaziergang mit Hermann Hipp
Schöne Bauwerke als Spuren und Manifeste - Fritz Schumacher und Aby Warburg in Eppendorf
Am Donnerstag, den 16. Mai versammelte sich um 15.30 Uhr eine Gruppe von 25 Personen im Warburg-Haus, um sich im Rahmen des Jahresprogramms 2019 »Die Künste im technischen Zeitalter« anlässlich des Universitätsjubiläums gemeinsam mit Prof. Dr. Hermann Hipp auf einen thematischen Stadtspaziergang auf den Spuren von Fritz Schumacher und Aby Warburg in Eppendorf zu begeben.
Erste Station war der eigens vollständig leer geräumte Lesesaal des Warburg-Hauses, in dem Hermann Hipp, der führende Kenner der norddeutschen und insbesondere Hamburger Architekturgeschichte und Experte für die Geschichte des Warburg-Hauses und den ehemaligen Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher, enger Weggefährte Aby Warburgs, in die Geschichte des 1925/26 neben dem Wohnhaus der Familie in Hausnummer 114, das Warburg 1909 erworben hatte, errichteten Bibliotheksgebäudes und die Bedeutung der elliptischen Grundform seines Herzstücks, des Lese- und Vortragssaales, einführte.
Anschließend begab sich die Gruppe vor das Haus, wo Hermann Hipp ausführlich die verschiedenen Verweise und Verbindungen erläuterte, die sich in der äußeren Gestaltung des Hauses und der Fassade der ehemaligen Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg zum Bankhaus M.M. Warburg, der Hamburger Bautradition in Rotklinker und Kontorhausarchitektur und dem Kontext der stadtplanerischen Erschließung und Entwicklung Eppendorfs als großbürgerlichem Wohnviertel ab der Jahrhundertwende ergeben.
Die Gruppe wanderte daraufhin weiter zur 1912 eröffneten U-Bahn-Station Kellinghusenstraße auf der ehemaligen Ringbahn der Hamburger Hochbahn und dem gegenüberliegenden, 1914 eröffneten Holthusenbad, dessen äußere Gestaltung auf Fritz Schumacher zurückgeht und zahlreiche Parallelen zur äußeren Gestalt des von Schumachers Schüler Gerhard Langmaack errichteten Warburg-Hauses aufweist.
Letzte Station war die nahe Gustav-Leo-Straße, benannt nach dem Oberbaudirektor des Ingenieurswesens Hamburgs und Kollegen Fritz Schumachers, Gustav Leo, der 1933 in den Ruhestand versetzt wurde und im September 1944, von den Nationalsozialisten staatsfeindlicher Verbrechen bezichtigt, verhaftet, im KZ Fuhlsbüttel interniert und schließlich im Dezember 1944 nach Verlegung ins Untersuchungsgefängnis Hamburg durch den Entzug lebenswichtiger Medikamente ermordet wurde. In der Eppendorder Landstraße 58 erinnert ein Stolperstein an ihn, wie auch an der Trostbrücke 2-6 vor dem Gebäude der Patriotischen Gesellschaft, deren Mitglied er war.
Aby Warburg / Die Künste im technischen Zeitalter / Universitätsjubiläum 2019